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Am 8. April war es endlich soweit. Unser Freund Erich Braun fuhr erledigte Eltern und aufgeregte Kinder zum Flughafen.  Mit einem Zwischenstopp in London waren wir nach weiteren 7 Stunden in Montreal, Canada. Kaum einer hatte so brave Kinder wie wir (und es waren reichlich davon im Flieger vorhanden). Mit dem Taxi kamen wir und unser Gepäck (was ebenfalls unerwartet reichlich ausfiel) zur Auberge Alternative.

Montreal

Die wohl europäischste Stadt Canadas gefiel uns sehr gut, obwohl wir natürlich nur das sahen, was man halt mit Kindern so sieht in einer Großstadt. Biodome, ein riesiger Indoor-Zoo im Parc Olympique, die Stadt von oben vom dazugehörigen Turm, Cinemaxx mit Burger King, China-Town und Downtown. Die vielen Bars und Restaurants konnten wir leider nur mittags mal kurz zum lunch genießen. Wir konnten also das sicherlich bunte Nachtleben dieser Stadt nur erahnen.

Nach drei Tagen in Montreal ging es mit dem Zug im Comfort-Abteil in gemächlichen 21 Stunden nach Halifax.

Die erste Unterkunft war eine Art Jugendherberge. Im Vergleich zur Auberge Alternative in Montreal war es schon eher das, was wir uns so von einer Herberge immer vorgestellt haben- etwas spießig (kein Alkohol und keine Zigaretten erlaubt). Aber nachdem sich die Kinder auch hier wohlgefühlt hatten, war es uns eh schon egal. Das Wetter war zum Teil ziemlich durchwachsen und lud nur wenig zu größeren Ausflügen ein. Was soll's? Letztlich waren wir ja nur hier um auf unser heißersehntes Mobil zu warten.

Tja, und da sollten wir noch einige Überraschungen erleben. Zunächst einmal war uns schon ziemlich mulmig ob unseres Gepäcks, das wir noch im Flieger mitnahmen: ca. 70 kg und 350 l; und das, obwohl wir ja dachten unser Auto ist ja schon voll. Richtig gut wurde es aber dann, als der Ankunftstag des Mobils näher rückte. Wir versuchten zuerst einmal unseren Agenten in Halifax ausfindig zu machen. Was folgte war ein echtes "Buchbinder Wanninger-Stück". Trotzdem, nach fünf Telefonaten (Halifax, Montreal, Bremerhaven) und ein paar Mails erfuhren wir zumindest, wer unser Agent sein könnte. Den erreichten wir dann auch und er war, wie bisher in Canada üblich, sehr nett. Das hieß aber noch nicht, dass es jetzt leichter wurde. 

Unser Agent musste nämlich auch noch herausfinden, wer unser Auto tatsächlich verladen hatte- obwohl es das richtige Schiff war und unsere Agentur in Bremerhaven auch bekannt, war der Container tatsächlich noch mal von einer anderen Agentur zwischenzeitlich übernommen! Egal, laissez faire, und es kam. Nun aber zur Zollbehörde, die gleich mal meinte, vor Ende der Woche (also mindestens noch drei Tage) ginge wohl nichts- nach persönlicher Inquisition versteht sich. Und trotzdem, wieder sehr freundlich. Langsam lagen so die einen oder anderen Nerven blank... Es erübrigt sich fast, darauf hinzuweisen, dass das Ganze auch noch etwas mehr gekostet hat, als angenommen. 

Der größte Gag war, dass die Agentur, die uns letztlich helfen konnte, eine Deutsche war, nämlich Schenker. Was besonders lustig ist, da wir uns von denen mal ein Komplettangebot von München-Hamburg-Halifax mit allen Gebühren haben machen lassen. Nicht, dass wir besonders geizig gewesen wären, wir dachten aber, das eine oder andere können wir auch ohne großen Aufwand (!) selber machen. Wenn man nun alles zusammenrechnet, Benzin und Zug nach Bremerhaven und zurück, die Abfertigungsgebühr hier vor Ort, dann kann man getrost sagen, dass wir gleich alles von Schenker hätten machen lassen können. Nach dem ganzen Prozedere hier in Halifax, kann man wohl auch davon ausgehen, dass die Behörden mit einer Spedition nicht so gemütlich verfahren, wie mit einer Privatperson.

Algonquin National Reserve in Ontario

Vielleicht zuerst noch ein paar Worte zu Lac de Rocher, im Val de Lacs, ca. 100km nördlich von Montreal. Hier besuchten wir einen alten Freund, den ich (Daniel) vor 15 Jahren auf dem Pacific Crest Trail in USA kennenlernte. Simon war inzwischen 3x bei mir in München, Puchheim, München und es war an der Zeit, ihn zu besuchen. Simon, inzwischen 71 Jahre alt, hat sich mit seiner schmalen Pension an seinem "Felsensee", wie er ihn nennt, niedergelassen. Simon hat sicher einiges hinter sich, vor 10 Jahren eine Scheidung, die ihn fast sein ganzen Vermögen kostete, bis eben jenes Haus am Felsensee. Das Haus ist so einfach gebaut, wie wir es uns kaum vorstellen können, dennoch ist es voller Charme und hat, dem felsigen Gelände angepasst, 5 Etagen.

Inzwischen, nach all den Jahren- und nach dem er seine geliebte Tochter wieder hat- hat er seinen Frieden gefunden und auch wieder eine neue Freundin. In wenigen Jahren geht auch diese in Pension, dann können sie die Welt in neuen Zügen genießen (als ich Simon traf, stand er in der Scheidung, war auf einer Weltreise ohne Rückkehroption und kam dann doch nach 2 Jahren wieder nach Canada).

Simon zeigte uns die Umgebung um seinen See und nahm uns mit auf eine 3 Stunden Wanderung. Zum Teil lag noch Schnee und Eis und die Kinder hatten ihren vollen Spass, incl. nassen Klamotten, was sie aber nicht besonders störte.

Leider war das Wetter am nächsten Tag relativ schlecht: Regen, Schneeregen und Wind aber was solls, am nächsten Tag machten wir uns auf und kamen einen Tag später hier an.

Nun, gestern, bei unserer Ankunft waren wir wegen dem schönen Wetter und der tollen Landschaft total motiviert: wir kauften eine Angel, eine licence, dachten schon daran heute ein Kanu zu leihen, ja und dann....schneite es; und schneit den ganzen Tag. Nach etwas Frust, dann doch noch eine Aufmunterung. Wir konnten eine "Jurte" mieten, in der es so gemütlich und warm ist, dass sogar das Kochen bei Schnee und Wind draußen nichts ausmacht. Immerhin hatten wir mal wieder Zeit, unsere Wäsche zu waschen.

Manitoba und Saskatchewan

Beinahe wären wir an Winnipeg vorbeigefahren und das obwohl hier die ebene Prärie beginnt. Der Grund war ein Schneesturm, der die Stadt für uns unsichtbar machte. Doch wir fanden Traudi und Johns Haus dann letztlich doch noch vor den beiden, die sich im Urlaub befanden. Wir genossen fast zwei Wochen die Gastfreundschaft der beiden und ihrer Kinder, deren Spielsachen neben den neuen Spielgefährten für unsere Kids willkommene Abwechslung waren. Wir machten kleine Ausflüge zu den Attraktionen Winnipegs (Kindermuseum, Zoo usw.) und hatten schöne Abende voller Gespräche. John haben wir es dann auch zu verdanken, das wir unsere Reise in Canada doch noch über den Yukon und Alaska ausdehnten.

Die Prärie hat uns ziemlich gefesselt, wir waren begeistert von der Weite. Die riesigen Kornspeicher, ewigen Felder und die kleinen Dörfer durch die wir kamen, gefielen uns sehr gut. Auch hatten wir das Gefühl das nun endlich auch in Canada der Winter vorbei war. In den Rocky Mountains holte er uns dann natürlich doch nochmal ein.

Banff- Rocky Mountains Canada (8.6.02)

Heute sind wir den dritten Tag hier in Banff und es regnet mal wieder. Bis ca. 100 m über uns hat es geschneit. Nichts Neues für uns, denn wir meinen, dass wir von den heute genau 2 Monaten, die wir unterwegs sind, keine Woche blauen Himmel hatten!!!

Der erste Frust hier war der, als wir erfuhren, dass alle Skigebiete schon geschlossen haben- obwohl sich mehrere Leute sicher waren, hier in Canada, als auch drüben in Montana, dass manche Gebiete bis Mitte Juni aufhaben.

Es wird wahnsinnig viel verkauft (in Englisch, Japanisch und Deutsch), in der Hauptstrasse sind wohl auch an die 10 Ausrüstungsläden und viele Leute laufen recht trendy in Bergklamotten rum- aber keine Spur von alpinem Flair. Keiner, den ich frug, konnte mir auch nur annähernd eine adäquate Auskunft darüber geben, ob und wo man noch gute Skitouren machen kann. Klar, dass alle Hänge um Banff noch weiss schimmerten. Wenn man dann mal wirklich eine kleine Tour in die „Wildnis“ machen will, dann wird man schier überhäuft mit Infomaterial in bezug darauf, wie man sich verhalten soll, und gar, was und wie man sich etwas anschauen soll. Das Gros der Besucher muss wohl nur wenig mit durchschnittlichem Naturverständnis gesegnet sein, dass so etwas nötig ist. (Kleiner Hinweis aus unserem „to do and don’t: in den letzten 10 Jahren wurden über 120 Bären in diesen Rockies im Straßenverkehr getötet- also vorsichtig fahren und Tiere in Ruhe lassen heißt’s dann. Dass in diesem „Nationalpark“ überhaupt so viel und schnell gefahren werden darf wundert dann schon...).

Jaspers- RMC (einige Tage später)

Hier schaut’s nun ganz anders aus. Bestes Wetter. Es mag wohl tatsächlich zutreffen, was ich über die besten alpinen Zentren Canadas gelesen habe: vergleicht man Einheimischen gegenüber Jasper mit anderen Orten, dann geht es in Richtung, was Jasper alles nicht ist. Worauf der Einheimische zufrieden in sich hineinschmunzelt.

Hier habe ich dann auch wirklich genug Info über die Skitourenmöglichkeiten Jaspers erfahren. Also habe ich gleich mal ne Tour gemacht, wobei der Verleih die Ausrüstung trotzdem erst mal aus dem Keller holen musste. Ausgesucht habe ich mir dann ein nahegelegenes, geschlossenes Skigebiet. Trotz fortgeschrittenem Frühling konnte ich vom Gipfel (mit Wahnsinnsaussicht) bis kurz vor dem Parkplatz abfahren (ca. 900Hm), klar, bei Firn! Mit mir zusammen war Tawney, unser Hund, die alles mit Bravour mitgemacht hat. 

 

Yukon/ Alaska

Grandiose Weiten, kaum Menschen, Natur ohne viele Kompromisse, d.h., abseits von Straßen gibt es "nur" noch diese, und natürlich Tage mit nur ein paar Stunden "Nacht" - ehrlich gesagt, war es eigentlich immer hell, egal, wann wir aus dem Camper rausschauten. Aber man gewöhnt sich daran.

Wahrscheinlich kann man die Schönheit dieser Gegenden nur wirklich erfahren, wenn man sich in den Busch "wagt" (wegen den Bären, die wir vielleicht zu ernst nahmen). Da aber unsere Kinder selten mehr als 3h laufen wollen, ließen wir es gleich bleiben, denn in dieser Zeit kommt man gewöhnlich zu Fuß nicht aus dem Busch raus. Trotzdem hatte es uns gefallen. Man kommt vor lauter Schauen nicht mal dazu, anzuhalten oder Fotos zu machen. Endloser Himmel, Berge und immer wieder schöne Camps an beschaulichen Orten. Die Strassen sind manchmal so unwegsam, dass wir schon froh um unser Auto sind. Entsprechend sind dann, vor allem auf dem Highway „Top of the world“ fast keine großen Trailer mehr unterwegs.  

Nun sind wir an der Abzweigung hin zum Pazifik (Haines Junction, Yukon, 26.6.02), wo wir morgen eine Fähre nach Prince Rupert unterwegs sind, bevor es dann weiter per Fähre nach Vancouver Island geht, wo wir mal ne Woche Badeurlaub einlegen wollen.  

 

Prince Ruppert, BC (30.6.02)

Wow, unsere Fahrt mit der Fähre war beeindruckend. Unglaublich, wie nahe das Schiff zwischen den Alaska vorgelagerten Inseln hindurchschippert. Ich schätze mal, das waren z.T. höchstens 20m vom Ufer weg. Kaum vorstellbar, dass zwischen den Inseln so tiefe Täler sind, wie in den Alpen.

Wir sahen sogar einige Wale abtauchen, meistens nur in Fernglasweite, aber immerhin! Selbst eine Schwarzbärenmama mit zwei Cups war mal am Strand zu sehen.

Die Stops, die das Schiff machte, waren für unseren Begriff in the middle of nowhere. Die „Dörfer“ sind z.T. nur über See zu erreichen, wenige haben  Highwayanschluß über BC.  

Unzählige Gipfel und Gletscher säumten unsere gemächliche Fahrt. Wie zuvor entlang den Strassen, wieder menschenleere Natur pur, eher aber noch gewaltiger und für mich tatsächlich ehrfurchtgebietender als alle Bergzüge, die ich bis dahin gesehen hatte. Diese Bergwelt sieht wahrscheinlich ähnlich wenige Besucher wie die Berge der Antarktis! Ich denke ernsthaft daran in den nächsten Jahren einmal im Winter wieder zu kommen.

Die paar Orte, an denen man vorbeifährt oder an denen man anhält (immerhin befährt man ja auch einen "Highway"), sagen einem nur dann etwas, wenn man zumindest die jüngere Geschichte der arktischen Fischfangflotte kennt (siehe z.B. "Working on the edge"). Es muss schon ein besonderer und zäher Menschenschlag sein, der hier in Alaska und auch im Yukon lebt- sicher mal keine Weicheier.

Im Übrigen fanden wir die 2,5 tägige Reise ziemlich relaxed. Wir konnten zwischen den Pullmann-Sesseln schlafen, die Kids hatten tagsüber genug Auslauf und auch deutsche Ansprache in Form von Großeltern. Ein Forstbeamter hielt gute Vorträge in der Observationlounge und überhaupt waren alle Mitreisenden ziemlich gut drauf.

Prince Rupert bezeichnet sich selbst als Raincoatcity, verschönernde Umschreibung für den vielen Regen, der hier abgeht. Nichtsdestotrotz konnte ich super mit Tawney und Valerie spazieren gehen, während die Männer den Nachmittag im Kino verbringen. Wie in allen Canadischen Städten gibt es hier an jeder Ecke Spielplätze.

Shoppingmall und Fastfood-Ketten sind sowieso jederzeit präsent.

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